Jobsharing

1. Was ist Job Sharing?

2. Voraussetzungen für Jobsharing

3. Unterschied zwischen Teilzeit und Jobsharing

4. Jobsharing Modelle

5. Vorteile und Nachteile von Jobsharing

6. Job Sharing Plattformen

Was ist Job Sharing?

Unter Job Sharing (deutsch: Arbeitsplatzteilung) oder Job-Tandem versteht man eine Arbeitsform, in der sich zumeist zwei Arbeitnehmer:innen eine Vollzeitstelle im Unternehmen teilen. Die Aufteilung der Stunden sowie der Aufgaben liegt allein in der Verantwortung und Organisation des Tandems und unterscheidet sich nicht zuletzt dadurch von einer Teilzeitstelle, die der Arbeitgeber vorgibt. Oftmals sind beide Tandem-Partner:innen zeitgleich vor Ort bzw. haben Überschneidungen bei Ihren Arbeitszeiten.

Job Sharing ist ein Arbeitsmodell, das im Zuge von New Work aus den USA der 1960er Jahre entstanden ist. Auch in Deutschland wird es immer beliebter: Laut einer Studie aus 2019 bieten bereits 29 Prozent der 300 befragten Unternehmen Job Sharing als Arbeitsmodell an. Die meisten Job-Tandems finden sich in Führungspositionen. Diese Form des Job Sharings wird auch als Top-Sharing bezeichnet.

Voraussetzungen für Jobsharing

Viele Unternehmen in Deutschland sind Jobsharing gegenüber aufgeschlossen, haben aber kein Job-Tandem in der Praxis. Jobsharing als Arbeitsform muss von Unternehmen aktiv gefördert werden, um attraktiv für Arbeitnehmer:innen zu sein. Folgende Voraussetzungen seitens der Unternehmen sollten dafür erfüllt sein:

Rahmenbedingungen festlegen: Auf rechtlicher Basis muss der Arbeitsvertrag an das Arbeitsmodell Jobsharing angepasst werden. Dazu zählt auch etwa der Sonderkündigungsschutz für die eine Person. Für den Fall, dass die andere das Unternehmen verlässt.

Weiter sollte die Arbeitszeit für Abstimmungen innerhalb des Tandems bezahlt werden sowie Zielerreichung gemeinsam definiert werden.

HR Ansprechpartner: Besonders für den Start eines jeden Tandems benötigt es im Unternehmen eine Ansprechperson seitens HR, die sich mit Jobsharing auskennt und bei Fragen und Problemen zur Verfügung steht.

Unternehmenskultur anpassen: Jobsharing verlangt Akzeptanz und Bewusstsein seitens der Führungskräfte und Kolleg:innen. Die Führungskraft soll Unterstützung bieten, aber nicht fremdbestimmen oder beide Tandem-Partner:innen als eine Vollzeitstelle betrachten, sondern als zwei Teilzeitkräfte. Ansonsten besteht die Gefahr von gefühlter Ungleichbehandlung.

Erwähnung in Stellenangeboten: Jobsharing ist noch ein neues und unbekanntes Arbeitsmodell. Entsprechend lohnt sich, dieses auch im Stellenangebot unter Benefits aufzuführen, um Kandidat:innen dafür zu gewinnen und gleichzeitig die Arbeitgeberattraktivität zu steigern.

Plattform zur Vernetzung bieten: Dass sich zukünftige Tandem-Partner:innen zufällig finden, ist eher die Ausnahme. Unternehmen sind gut geraten, auf Jobsharing-Plattformen präsent zu sein und auch innerhalb des Unternehmens Vernetzungsmöglichkeiten anzubieten.

Systeme auf Jobsharing anpassen: Zwei Personen auf einer Stelle ist für manche Systeme eine Herausforderung und muss angepasst werden. Auch benötigen Job Tandems eine E-Mail-Adresse, auf die Sie gemeinsam Zugriff haben.

Was ist der Unterschied zwischen Jobsharing und Teilzeit?

Bei Jobsharing teilen sich zwei Personen eine Vollzeitstelle und füllen diese komplett aus, teilweise auch mit mehr als 100 Prozent. Eine Teilzeitstelle wird dagegen durch eine Person in geringerer Auslastung voll ausgefüllt.

Während sich beim Jobsharing die Beteiligten abstimmen und sich je nach Form des Jobsharings auch die Aufgaben untereinander aufteilen müssen, ist bei einer Teilzeitstelle nur diese eine Person für das Ausüben der Tätigkeit verantwortlich.

Für Arbeitgeber liefert eine Teilzeitstelle ähnliche Vor- und Nachteile wie eine Vollzeitstelle im Vergleich zu den Vor- und Nachteilen einer Jobsharing-Stelle.

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Jobsharing Modelle

Die Formen von Jobsharing unterscheiden sich in der Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen den beiden Tandem-Partner:innen. Welche Form gewählt wird, ist unter anderem abhängig von der besetzenden Position sowie von der Tatsache, ob die beiden Partner:innen ähnliche oder komplementäre Fähigkeiten in die Rolle einbringen. In Führungspositionen werden die Aufgaben meist zusammen bestritten, in fachlichen Positionen eher aufgeteilt.

Verschiedene Quellen sprechen von verschiedenen Jobsharing Modellen. Laut dem Jobsharing Hub, eines der führenden Medien zum Thema, lässt sich Jobsharing in folgende Modelle einordnen:

Crossfunctional Tandem: In einem Crossfunctional Tandem werden die Partner:innen bewusst aus verschiedenen Funktionen oder Bereichen zusammengetan, um Synergien zu nutzen und die einzelnen Bereiche näher zueinander zu bringen.

FaFü Tandem: In einem Fach- und Führungstandem besetzen beide Tandem-Partner:innen gemeinsam zwei Stellen, sowohl als Fachkraft als auch als Führungskraft. Beide Stellen werden im Tandem bestritten und die Tandem-Partner:innen arbeiten bis zu 100 Prozent. Ziel eines FaFü Tandems ist es, neben der Führungsposition auch weiter operativ zu arbeiten.

Diversity Tandem: Jobsharing kann einen einfacheren Zugang zum Arbeitsmarkt für Personen bieten, die gewisse Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben und sich als Randgruppe verstehen. Ein Diversity Tandem besteht aus gegensätzlichen Partner:innen, die sich gemeinsam stärken und voreinander profitieren.

Top Sharing: Im wohl meistgenutzten Top Sharing teilen sich beide Tandem-Partner:innen eine Führungsposition im Unternehmen.

Peer Tandem: Das Gegenstück zum Top Sharing ist das Peer Tandem, in welchem beide Tandem-Partner:innen eine Fachkraft im Unternehmen bilden.

Legacy Tandem: Das Legacy Tandem gleicht einer Übergabe und ist entsprechend rein temporär. Während eine Person aus Altersgründen aus dem Unternehmen ausscheidet, bildet die nachfolgende Kraft mit ihr ein Tandem. So wird die Position inklusive des Wissensstands on-the-job weitergegeben und die ausscheidende Arbeitskraft reduziert die Arbeitszeit bewusst.

Succession Tandem: Das Succession Tandem gleicht dem Legacy Tandem, allerdings ohne dem Ausscheiden eine:r Mitarbeiter:in. Stattdessen wird Junior und Senior gematched, um Junior in die Position einzuarbeiten und Senior anschließend neue Möglichkeiten zu bieten.

Hop On Tandem: Auch ein Hop On Tandem bildet sich aus Junior und Senior, allerdings mit den Hintergründen eines Young Talents als Junior und einer Reintegration eines Seniors auf reduzierter Arbeitszeit.

Vorteile und Nachteile von Jobsharing

Jobsharing bringt wie alle anderen Arbeitsmodelle auch seine Vorteile und Nachteile, sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer:innen. Interessant hierbei ist die Statistik, nach welcher zwar deutlich mehr Frauen Jobsharing nutzen, das Verhältnis aber ausgeglichener ist im Vergleich zu Teilzeit. Hintergrund für die ungleiche Geschlechterverteilung ist in erster Linie die Tatsache, dass Jobsharing gerne nach der Elternzeit genutzt wird.

Vorteile für Arbeitgeber

  • ► Arbeitgeberattraktivität
  • ► Weniger Ausfall
  • ► Höhere Produktivität
  • ► Geringere Fluktuation aufgrund von gestiegener Motivation und Gesundheit
  • ► Mehr Frauen in Führungspositionen (Jobsharing wird größtenteils von Frauen und als Top Sharing genutzt)

Nachteile für Arbeitgeber

  • ► Höhere Sozialabgaben
  • ► Nachbesetzung einzelner Tandem-Partner:innen schwierig

Vorteile für Arbeitnehmer

  • ► Bessere Work-Life-Balance
  • ► Aufteilung von Kompetenzen

Nachteile für Arbeitnehmer

  • ► Geringere Karrierechancen
  • ► Gefahr, nicht als Einzelperson wahrgenommen zu werden

Jobsharing-Plattformen

Den oder die richtige Tandem-Partner:in für Jobsharing zu finden ist nicht immer einfach. Neben dem Interesse am Arbeitsmodell verlangt dieses auch gewisse Organisation, Vertrauen und Kommunikation zwischen den Partner:innen. Die Lösung sind Jobsharing-Eignungstests sowie spezielle Jobsharing-Plattformen, in welchen sich geeignete und zueinander passende Personen matchen können.

PairToShare ist die wohl bekannteste deutsche Jobsharing-Plattform. Hier werden Tandem-Jobs von Firmen inseriert und Interessent:innen eines Jobs sehen andere Mit-Interessent:innen zur Vernetzung.

Twise ist eine Jobsharing-Plattform speziell für Frauen. Es hat sowohl eine Plattform zum Suchen von passenden Tandem-Partnerinnen als auch eine Stellenbörse.

Jobtwins ist eine Jobsharing-Plattform für den österreichischen Markt. Hier inserieren Firmen entsprechende Jobsharing-Vakanzen und Interessierte können sich in Tandems zusammenfinden.

We Jobshare ist eine Jobsharing-Plattform für Arbeitgeber und Jobsuchende in der Schweiz. Hier können sich Tandem-Partner:innen finden. Auch werden passende Jobsharing Jobs an Nutzer:innen verschickt.

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