Was macht eine gute Stellenanzeige aus?
Die perfekte Stellenanzeige gibt es nicht. Aber: Gute Stellenanzeigen sind attraktiv getextet, sinnvoll formatiert, enthalten alle wichtigen Informationen und sind technisch sauber aufgesetzt. Das wichtigste Kriterium für eine attraktive Stellenanzeige ist aber, dass sie zum Unternehmen und seiner Kultur passt und sie transportiert. Achtung: Phrasen dreschen verboten! Wir stellen Dir hier einige Best Practice Beispiele für moderne Stellenanzeigen vor und verraten Dir, was Du von diesen Unternehmen lernen kannst.
Best-Practice-Beispiele: Bei diesen Unternehmen gibt es die besten Stellenanzeigen
Flink: Voller Fokus auf Conversion
Flink braucht jede Menge Fahrer:innen – genau wie Gorillas, Flaschenpost, MAYD oder Lieferando. Klassisches High-Volume Recruiting. Das Recruiting für die Kurierjobs läuft dabei getrennt von den anderen offenen Stellen über eine Subdomain im einfachen Landing-Page-Stil. Das ist sinnvoll, denn im High-Volume-Recruiting dürfte die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber an anderen Faktoren hängen als im “normalen” Recruiting von Business- oder Tech-Funktionen.
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Wenn Studierende etwas Geld verdienen wollen und sich auf einen Kurierjob festgelegt haben, haben sie die freie Wahl zwischen mehreren Anbietern. Für Flink, Gorillas und Co. kommt es deswegen darauf an, Sichtbarkeit für ihre Jobs zu schaffen (gute Rankings durch Subdomain), gute Argumente für sich zu liefern (Gehalt, Bonus, Ausrüstung) und einen schnellen, einfachen, Kandidaten-zentrierten Bewerbungsprozess sicherzustellen. Auf der Landing Page ist alles auf die Conversion hin optimiert. Die Kontaktdaten werden in einem extrem kurzen Formular abgefragt. Gehalt und Benefits sind prominent platziert. Der Bewerbungsprozess ist einfach und klar. Sogar die sonst obligatorische Aufgabenbeschreibung gibt es nicht – der Job ist wohl selbsterklärend. Bei meiner Recherche musste ich aufpassen, dass ich mich nicht selbst bei Flink bewerbe.
Das kannst Du für Dich mitnehmen: Überprüfe Deine Stellenanzeigen, schmeiße überflüssige Angaben raus und mach die Bewerbung so einfach wie möglich.
Otto Group: Attraktive, moderne Stellenanzeigen mit innovativen Möglichkeiten
Die Karriereseite der Otto Group lässt das Herz von Kandidat:innen höher schlagen. Alle wichtigen Infos, Chatbot, ein Karriereblog und sogar Tipps zur optimalen Bewerbung. In der Stellenbeschreibung selbst findet sich eine tolle Idee, die wir bisher noch bei keinem anderen Unternehmen gesehen haben: Ein Rückruf-Service. Active Sourcing auf Anfrage. Interessierte, die noch nicht bereit zur Bewerbung sind, können dort ihre Kontaktdaten hinterlegen. Jemand aus dem Recruiting meldet sich dann, um Fragen zu beantworten oder die letzte Überzeugungsarbeit zu leisten. Otto versucht damit, die Bewerbungshürden noch weiter zu senken.
Zwar ist das Bewerbungsformular nicht umfangreich und auf ein Anschreiben soll ausdrücklich verzichtet werden. Manchmal reicht eine Stellenbeschreibung – so gut sie sein mag – aber nicht aus, um Kandidat:innen mit allen wichtigen Infos zu versorgen. Für solche latent Interessierte ist dieser Service eine tolle Möglichkeit, mit dem Unternehmen in Kontakt zu kommen.
Das kannst Du mitnehmen: Gute Stellenanzeigen bieten immer einen einfachen Weg zur Kontaktaufnahme für Interessierte.
Zalando: Schlankes Bewerbungsformular direkt unter der modernen Stellenanzeige
Zalando ist auf Wachstumskurs und hat extrem viele offene Stellen. Die Karriereseiten-Verantwortlichen dort haben erkannt, dass nicht nur attraktive Stellenanzeigen wichtig sind. Mindestens genauso wichtig ist es, die Bewerbungshürden so niedrig wie möglich zu legen. Bei der E-Commerce-Unternehmen aus Berlin heißt das, das Bewerbungsformular direkt unter der Stellenanzeige zu platzieren.
Wer sich die Stellenanzeige durchliest, wird unweigerlich auf das kurze Formular stoßen – und wird sich wegen der wenigen Pflichtfelder vielleicht direkt bewerben. Bei Zalando gibt es keine Weiterleitung, keine externe Bewerbungsplattform, kein Log-In-Zwang. Die Conversion Rate der Stellenanzeigen wird so deutlich höher sein als bei anderen Karriereseiten.
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Das kannst Du mitnehmen: Baue Hürden ab. Wenn Du Interessierten zeigst, dass die Bewerbung bei Dir einfach ist, wirst Du mehr Bewerbungen erhalten.
Prizeotel: Die Stellenanzeige ist zwar im ATS-Design, trotzdem voller Unternehmenskultur
Prizeotel ist das einzige Unternehmen in dieser Auflistung, das für die Stellenanzeigen auf der eigenen Karriereseite das Bewerbermanagementsystem nutzt. Die Stellenanzeigen werden bei Prescreen angelegt und getextet und dann per iFrame auf die Webseite gebracht. Wir sind aus zwei Gründen keine Freunde dieser iFrame-Lösung.
Einerseits liegt der Content nicht auf der eigenen Webseite, Anpassungen an Design und Format können also nicht ohne Weiteres vorgenommen werden. Andererseits wird das Tracking erschwert. Zwar ist es generell möglich, zum Beispiel Klicks auf Buttons in iFrames nachzuvollziehen. Die iFrames sind aber zuerst immer Black Boxes, das Aufsetzen von Analytics (z.B. per Google Tag Manager) bedarf daher extra Schritte.
Prizeotel taucht trotzdem in dieser Liste auf, weil sie es wie kaum ein anderes Unternehmen schaffen, die Unternehmenskultur und Arbeitsweise in dem Text der Stellenanzeigen zu transportieren. Auch wenn Du noch nie von dieser Hotelkette gehört hast, noch keinen Fuß in eines der Häuser gesetzt hast und der Hotellerie völlig fremd bist – nach Lesen einer Stellenanzeige kannst Du Dir ganz genau vorstellen, wie es dort läuft. Locker, authentisch, freundlich und mit viel Persönlichkeit. Klassische Anforderungen sucht man vergeblich.
Das kannst Du mitnehmen: Verabschiede Dich vom Stellenanzeigen-Sprech. Mit einem herkömmlichen Format und langweiligen Floskeln reihst Du Dein Unternehmen ein in die endlose, graue Welt der Durchschnittlichkeit. Kreative Stellenanzeigen locken passende Bewerber:innen an.
Red Bull: Moderne Stellenanzeigen im Karriereseiten-Design
Red Bull denkt Stellenanzeigen neu. Zwar finden sich auch hier die Klassiker wie Anforderungen und Aufgaben. Die Stellenanzeige wirkt aber eher wie eine eigene Karriereseite, die auch Elemente einer normalen Corporate Webseite beinhaltet. So finden sich News aus der Red-Bull-Welt, FAQs zur Bewerbung und “related content” – bei einem Legal Counsel für die World Rally Championship sind das zum Beispiel anstehende Rennevents. Einige Dinge gefallen uns nicht so gut: Der Log-In-Zwang vor dem Bewerbungsformular ist schrecklich, der Bewerbungsbutton nicht einfach zu finden und die vielen Infos, die nicht für den Job relevant sind, könnten von der Conversion ablenken.
Du kannst hier aber mitnehmen, neue Dinge auszuprobieren, die klassische Stellenanzeige zu überwinden und so aus der Masse hervorzustechen. Red Bull bleibt mit ihren außergewöhnlichen, kreativen Stellenanzeigen im Kopf der Bewerber:innen.
Zweitag: Textwüste, aber richtig gut!
Stellenanzeigen bei der Software-Bude Zweitag aus Münster sind vor allem eins: Viel Text. Alleine die Aufgabenbeschreibung geht über fast 2000 Zeichen. Zum Vergleich: Wir schaffen das in unter 500. In der gesamten Stellenanzeige finden sich teilweise bis zu 1900 Wörter – mehr als manch ein Wollmilchsau-Blogartikel.
Dennoch: Der “Aufsatz” ist gut gegliedert, wird durch authentische Bilder aufgelockert, ist durch ein Inhaltsverzeichnis gegliedert. Und für die Lesefaulen gibt es sogar eine Kurzfassung, ein “tl;dr”, das ganz nebenbei als Zeugnis einer echten Digital- und IT-Kultur dient. Niemand schafft es, nur in Bulletpoints die Unternehmenskultur zu vermitteln. Zweitag hat sich für den ausführlichen Fließtext entschieden. Und nach dem Lesen der Stellenanzeige weiß man dann tatsächlich, wie es bei Zweitag läuft, welche Aufgaben der Job mitbringt, welche Anforderungen erfüllt sein müssen und dass der zufällige Austausch an der Kaffeemaschine in Corona-Zeiten vermisst wurde.
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Das kannst Du für Dich mitnehmen: Du kannst Deinen Bewerberinnen und Bewerbern etwas zutrauen. Sogar Fließtext, wenn er gut gemacht ist. Die Bewerbung muss einfach und kurz, die Stellenanzeige darf ausführlich und informativ sein.
So gestaltest Du gute Stellenanzeigen
Stellenanzeigen modern und kreativ zu gestalten, ist gar nicht so einfach. Immerhin gibt es einige Dinge zu beachten. Zum Beispiel, dass Stellenanzeigen seit Jahrzehnten gleich aussehen und Bewerber:innen sich an dieses Design gewöhnt haben. Oder dass der Lesefluss im Internet – wegen der schieren Masse an Text und Information – anders ist als in der Offline-Welt. Schon die Entscheidung für das Design der Stellenausschreibung sollte sich also an der Zielgruppe orientieren, die angesprochen werden soll. Dazu kommt eine ganz eigene Unternehmenskultur, die an Interessierte transportiert werden muss. Man stelle sich eine Stellenausschreibung von Red Bull im Zweitag-Design vor!
Die hier genannten Unternehmen haben alle gemein, dass sie im Personalmarketing einen ungewöhnlichen, kreativen Weg wählen oder die Basics richtig gut machen. Traust Du Dich selbst, ein wenig aus der Masse der Stellenanzeigen hervorzustechen, wirst Du im Kopf der Bewerber:innen bleiben und einen Vorteil gegenüber des Wettbewerbs gewinnen. Mit dem passenden Jobtitel erreichst Du die Zielgruppe, mit einer modernen, attraktiven Stellenanzeige überzeugst Du sie und mit einem kurzen Bewerbungsformular holst Du sie ins Boot.
Must-Haves bei Job Ads sind außerdem das passende, technische Setup: Deine Anzeige muss für Google for Jobs optimiert sein und in einem unabhängigen Web-Analytics-Tool messbar sein. Und nein, damit meinen wir nicht Dein Bewerbermanagementsystem, sondern Google Analytics, Matomo oder eTracker. Wie willst Du sonst herausfinden, welche Kanäle im Personalmarketing gut funktionieren, wo die Bewerbungen herkommen und welche Stellenanzeigen noch optimiert werden müssen?
Alle oben genannten Unternehmen haben gemein, dass sie nicht nur ansprechende und kreative Job Ads geschaffen haben, sondern sie die Zielgruppe auch emotional erreichen. Durch authentische Bilder, ausführliche Informationen oder einen echten Einblick in die Unternehmenskultur. Wie in jeder Werbung: Auch im Recruiting sind Emotionen unerlässlich. Vergiss nicht, dass das Anforderungsprofil, das der Fachbereich für Dich erstellt, noch lange keine fertige Stellenanzeige ist.
Zwar wirst Du im Briefing oder im Anforderungsprofil auch Aufgaben und Anforderungen entdecken. Wenn Du diese aber einfach in die Job Ad kopierst, kannst Du keine gute Anzeige geschrieben haben. Die Entscheidung, welche Aufgaben relevant sind und welche Anforderungen wichtig sind, liegt bei Dir im Recruiting und kann über Erfolg und Misserfolg der Personalsuche entscheiden. Viele Aufgaben ergeben sich aus der Jobtitel und können weggelassen werden. Andere Aufgaben sind besonders wichtig und sollten weiter ausgeführt werden.
Dass ein Projektmanager Projekte leitet, ist völlig klar. Erkläre lieber, wer noch im Projektteam ist, welche Themen behandelt werden und ob Scrum oder Waterfall genutzt wird. Nimm Dir diese Best Practice Beispiele für Stellenanzeigen zu Herzen und wirf einen kritischen Blick auf Deine Karriereseite. Bist Du gut aufgestellt? Wo kannst Du Dich noch verbessern? Was macht die Konkurrenz besser als Du? Wie sehen die Zahlen im Web-Analytics-Tool aus? So wirst Du 2023 im Recruiting und Personalmarketing richtig gut aufgestellt sein!