LinkedIn Recruiting ist vielfältig. Die Plattform ist keine Jobbörse, kein explizites Active Sourcing Tool und kein digitales Telefonbuch. LinkedIn ist ein Social-Media-Kanal mit starkem Fokus auf Interaktion, Community und Content. Nutzt du die Plattform falsch, wirst du keinen Spaß daran haben und keine Ergebnisse erzielen können. Meisterst du LinkedIn hingegen und nutzt es ganzheitlich, wirst du schnell Erfolge im Social Recruiting und Personalmarketing erzielen.
Social Media Recruiting auf LinkedIn ist ein eigenes Feld mit einigen Dingen, die du dabei beachten musst. Hier bekommst du einen Überblick, wie du LinkedIn als Hiring-Tool richtig nutzt und welche Möglichkeiten es fürs Recruiting auf LinkedIn gibt.
Das eigene LinkedIn Profil
Dein persönliches Profil ist Aushängeschild, Visitenkarte und Werbeträger zugleich. Fürs LinkedIn Recruiting spielt das Unternehmensprofil eine deutlich kleinere Rolle. Immerhin wirst du auf LinkedIn, ob beim Netzwerken oder im Social Recruiting, immer als Persönlichkeit auftreten – und fast nie als Unternehmen.
Stecke also genauso viel Liebe in dein Profil wie in deine Karriereseite und Stellenanzeigen. Erkläre, wer du bist, was du gemacht hast und was du kannst. Und zeige dich authentisch.
Vollständiges Profil, sympathisches Auftreten
Dafür brauchst du ein Profilfoto, das zu dir und der Unternehmenskultur deines Arbeitgebers passt. Nimm bitte nicht das Bewerbungsfoto von 2017. Achte darauf, dass dein Gesicht gut zu erkennen ist. Und sei dir bewusst, dass LinkedIn kein steifes Business-Netzwerk ist: Persönlichkeit und Authentizität werden wertgeschätzt.
Füge ein Hintergrundbild hinzu, das eine passende Message transportiert. Du kannst hier dein Unternehmen näher vorstellen, Kontaktdaten unterbringen oder ein Foto vom Team zeigen. Achte darauf, dass das Format stimmt (1584 x 396 Pixel) und Bilder oder Text nicht abgeschnitten werden. Absolutes No-Go: Kein Hintergrundbild zu verwenden.
Deinen beruflichen Werdegang darfst du möglichst vollständig auflisten. Klar, das Schülerpraktikum von 2003 spielt keine Rolle. Und auch der Studi-Job, den du nur für zwei Monate gemacht hast, dürfte mittlerweile nicht mehr interessant sein. Dein LinkedIn-Netzwerk interessiert sich aber dennoch dafür, für welche Unternehmen du gearbeitet hast, welche Positionen du ausgefüllt hast und welche Aufgaben du aktuell verantwortest. Nutze die Möglichkeit, um hier zu zeigen, was du kannst und welche Erfahrungen du mitbringst.
Nutze diesen einfachen Trick, falls du dir unsicher bist, welche Infos du wirklich brauchst, wie dein Foto aussehen sollte und wie viel Privates du verraten kannst: Du kennst natürlich die Zielgruppe deines Unternehmens im Recruiting und hast vielleicht ganz konkrete Candidate Persona im Kopf. Schau dir aus dieser Zielgruppe viele Profile an. Welche wirken gut gemacht auf dich? Wen würdest du am liebsten sofort für eine Vakanz ansprechen? Profile dieser Zielgruppe geben dir Hinweise darauf, wie dein eigenes Profil aussehen sollte.
Custom URL
Du hast die Möglichkeit, die URL zu deinem Profil anzupassen. Statt /maria-mustermann-2375/ könntest du dich also für /maria-mustermann-recruiting-hamburg/ entscheiden. Das wirkt nicht nur professioneller, sondern könnte dir auch beim Thema SEO und Auffindbarkeit helfen.
Informativer, ansprechender Slogan
Jedes Profil hat einen Slogan, der zusammen mit dem Namen und Profilfoto angezeigt wird. Bei der Profilerstellung wird dir automatisch ein Slogan erstellt, der aus deinem Jobtitel und dem Namen des Unternehmens besteht. Manchmal passt das so. Du kannst diesen Slogan aber noch bearbeiten und etwas aufpeppen. Dabei solltest du, gerade im Recruiting, auf einige Punkte achten:
- Wo arbeitest du? Der Unternehmensname muss sichtbar sein, damit deine Aktivitäten auf LinkedIn die Aufmerksamkeit auf deinen Arbeitgeber lenken.
- Was machst du? Komm auf den Punkt. Nutze keine kryptischen Umschreibungen, sondern einen Jobtitel, den alle verstehen.
- Nutze den Platz und achte darauf, dass nichts abgeschnitten wird. Dir stehen zwar insgesamt 220 Zeichen zur Verfügung – damit aber alle Informationen zum Beispiel auch bei Kommentaren und Posts von dir zu sehen sind, solltest du nicht mehr als 70 Zeichen nutzen.
- Passen Emojis zu deiner Brand? Um eine Zielgruppe anzusprechen oder Aufmerksamkeit zu erzeugen, könntest du Emojis im Slogan nutzen. Verwende sie sparsam und achte darauf, dass die Headline mit den Emojis zu dir und der Employer Brand passen.
Netzwerken auf LinkedIn
Ein großes Netzwerk auf LinkedIn zu haben, ist aus verschiedenen Gründen hilfreich:
– deine Posts bekommen mehr Reichweite
– dein Profil wirkt vertrauenswürdiger
– du verstehst LinkedIn besser
Vor allem aber ist ein großes Netzwerk notwendig, um Active Sourcing ohne den LinkedIn Recruiter zu betreiben. Denn: Nur direkten Kontakten kannst du Nachrichten schicken. Im LinkedIn Recruiter Lite kannst du zwar noch Kontakte dritten Grades sehen, alle darüber hinaus aber nicht mehr.
Der Social Selling Index (SSI) von LinkedIn gibt dir einen guten ersten Überblick darüber, wie gut und intensiv du LinkedIn schon nutzt. Erstellst du regelmäßig informativen Content? Interagierst du mit dem Content anderer? Das spiegelt sich in deinem SSI wider.
Netzwerk aufbauen
Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass Leute aus der gleichen Branche oder dem gleichen Berufsfeld deine Kontaktanfragen annehmen, auch wenn sie dich nicht kennen. Als Recruiter:in kannst du also all deine Kolleg:innen aus dem Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding in dein Netzwerk einladen. Die meisten werden die Anfrage annehmen. Eine höhere Annahmequote wirst du sogar haben, wenn du keine persönliche Nachricht hinzufügst.
Außerdem solltest du versuchen, Menschen aus deiner typischen Zielgruppe in dein Netzwerk zu holen. Du bist im Tech Recruiting? Super, dann sende Kontaktanfragen an alle, die mit dem Tech Stack in deinem Unternehmen arbeiten. Dabei musst du nicht selektieren. Im ersten Schritt geht es nicht darum, ob diese Kontakte für Jobs passen könnten oder nicht, sondern nur darum, dein eigenes Netzwerk zu erweitern. LinkedIn gestattet wöchentlich etwa 100 Kontaktanfragen. Nutze diese Möglichkeit aus!
Personal Branding
LinkedIn ist eine aktive Plattform, die von Austausch geprägt ist. Wenn du selbst regelmäßig durch den Feed scrollst, wirst du immer wieder die gleichen Gesichter sehen und diese Gesichter nach und nach mit bestimmten Themen verbindest. Stellenanzeigen, Active Sourcing, Recruiting Analytics, Recruiting Videos, Employer Branding, Arbeitsmarkt, Social Media Recruiting – für all diese Themen gibt es mehrere Personen, die mir ad hoc als Expert:innen einfallen würden. Nur, weil sie auf LinkedIn regelmäßig über ihre Themen schreiben.
Das gilt übrigens nicht nur für Recruiting-Kontakte, auch aus anderen Branchen und Berufsfeldern fallen mir immer wieder die gleichen Leute auf. Frag dich: Wem würdest du eher auf eine Nachricht antworten? Einer Person, die ein unpersönliches Profil hat, auf dem nur die nötigsten Informationen angegeben sind? Oder einer Person mit ansprechendem Profil, deren Aktivität du regelmäßig in deinem Feed siehst?
Diese Dynamik kannst du dir zunutze machen. In welchen Themen fühlst du dich besonders sicher? Was kannst du besser als andere? Schreib darüber. Stell dir eine Person vor, die gerade frisch in dieses Thema gestartet ist und schreibe für diese Person regelmäßig kleine Häppchen, um dein Wissen weiterzugeben. So baust du dir nicht nur deine eigene Brand auf, sondern wirst mittelfristig auch bessere Antwortraten im Sourcing haben. Talente sprechen nämlich lieber mit Leuten, die kompetent wirken – und deine Außenwirkung hast du selbst in der Hand.
Reichweite von Kolleg:innen nutzen
Häufig sind Recruiter:innen für einen definierten Bereich zuständig und kümmern sich jahrelang nur um Marketing-, IT- oder Vertriebspositionen. Manchmal wird aber auch ein ganzer Strauß an unterschiedlichen Berufsfeldern gleichzeitig betreut. Klar, dass du nicht in allen Branchen und Berufen ein umfangreiches Netzwerk auf LinkedIn haben kannst.
Nutze deshalb die Reichweite deiner Kolleg:innen aus dem Recruiting und den Fachbereichen. Bitte sie, über die offenen Stellen und die Arbeit im Unternehmen zu posten und ermuntere sie zu Kommentaren und Likes unter deinen eigenen Beiträgen. So verbreiten sich die Aktivitäten außerhalb deines Netzwerks und ihr werdet mehr relevante Personen erreichen.
LinkedIn Recruiting und Personalmarketing
Organische Reichweite generieren
Ob deine Posts von vielen Menschen gesehen werden oder nicht, hängt von deinem Profil und der Größe deines Netzwerkes ab. Deswegen hast du bis hier nur wenig Konkretes zum Recruiting auf LinkedIn gelesen. Die Basics müssen stimmen. Natürlich musst du aber mehr machen, als nur den Link zu einer Stellenanzeige zu posten und zu hoffen, dass eine gute Fee Bewerbungen in dein ATS zaubert.
Social Media Recruiting auf LinkedIn kann erfolgreich sein und die Wege zum Erfolg sehen verschieden aus. Du könntest einfach eine Stellenanzeige verlinken und im Begleittext dazu attraktiv beschreiben, worum es geht und was die Aufgaben sind. Du könntest ein Foto vom Team posten, schreiben, dass du Verstärkung im Fachbereich suchst und das Team bitten, etwas Nettes zu kommentieren. Oder du lässt konkrete Jobs zunächst komplett außen vor und postest persönliche Testimonials zur Unternehmenskultur, deinem Job und warum du gerne zur Arbeit gehst. So kannst du regelmäßig im Feed und im Kopf deiner Kontakte auftauchen und das Image deines Arbeitgebers positiv beeinflussen.
Bedenke dabei, dass organische Reichweite auf LinkedIn kein Zufall ist. Es gibt bestimmte Inhalte und Formate, die besonders gut funktionieren. Zu wissen, wie der LinkedIn Algorithmus funktioniert und welche Kniffe es gibt, um möglichst viele Kontakte zu erreichen, ist hilfreich.
LinkedIn Stellenanzeigen erstellen
LinkedIn Jobs ist eine Jobsuchmaschine, die sowohl dort erstellte Stellenanzeigen führt, als auch Anzeigen aus anderen Quellen zieht, um eine möglichst große Auswahl für Menschen auf Jobsuche zur Verfügung zu stellen. Vielleicht ist deine Stellenanzeige schon bei LinkedIn zu finden. Falls nicht, hast du die Möglichkeit, eine kostenlose Stellenanzeige zu platzieren. Für weitere Job Slots wirst du etwas Budget in die Hand nehmen müssen.
So erstellst du eine kostenlose Stellenanzeige auf LinkedIn:
- Fordere Zugriffsrechte auf das Unternehmenskonto an. Manchmal ist die Unternehmenskommunikation dafür zuständig, manchmal das Marketing. Hoffentlich hat schon jemand aus HR diese Rechte.
- Erstelle über das Unternehmensprofil einen neuen Post, klicke auf das Plus und wähle „Stellenanzeige teilen“ aus. In dem Pop-up-Fenster gibst du zunächst Jobtitel und Arbeitsort an, auch Hybrid ist mittlerweile möglich. Im nächsten Fenster kannst du Aufgaben, Anforderungen, Benefits und Informationen zur Bewerbung ergänzen.
- Wähle zusätzlich Screening-Fragen aus: Um nur passende Bewerbungen zu erhalten, kannst du Fragen auswählen und die Antwort als Must-Have hinterlegen. Hat jemand zum Beispiel nicht die geforderten Sprachkenntnisse, Erfahrungen oder das nötige Visum? Dann würden die Personen automatisch eine Absage von LinkedIn erhalten.
- Letzter Schritt: Erstelle den Post. Darin kannst du noch einmal kurz erklären, worum es in der Stelle geht und wen ihr dafür eigentlich sucht. Nach dem Posten ist die Stellenanzeige live und kann sowohl über das Unternehmensprofil als auch über die Jobbörse gefunden werden.
Die Stellenanzeige konkurriert in der Ergebnisliste gegen eine Vielzahl anderer Jobs. Kostenlose Stellenanzeigen werden dabei immer erst nach kostenpflichtigen Ergebnissen angezeigt. Um deinen Job prominenter anzuzeigen, kannst du ihn promoten. Dafür navigierst du zur Stellenanzeige, klickst rechts auf „Promote Job“ und folgst den Anweisungen.
Frag bei deinen Kolleg:innen aus dem Performance Marketing, falls du Hilfe brauchst, keine Kreditkarte hinterlegt ist oder du mit dem Campaign Manager arbeiten willst. Dort hast du die Möglichkeit, LinkedIn Paid Ads fürs Recruiting zu schalten, nicht nur in Stellenanzeigen, sondern auch als Werbeanzeigen im Feed oder an anderer Stelle.
Unternehmensprofil richtig nutzen
Wer auf Jobsuche ist und eine spannende Vakanz gefunden hat, wird sich vor der Bewerbung und im Auswahlprozess gründlich informieren. Dafür gibt es verschiedene Quellen, wie Webseite und Karriereseite des Unternehmens, Plattformen zur Arbeitgeberbewertung und Social-Media-Kanäle. LinkedIn ist dabei eine sehr wichtige Plattform. Das Unternehmensprofil muss deshalb attraktiv sein, alle wichtigen Informationen enthalten und einen transparenten Einblick ins Unternehmen und die Kultur geben. LinkedIn selbst gibt dir eine Checkliste an die Hand, mit der du die Basics abarbeiten kannst. Es ist wie bei SEO oder Google for Jobs: Je besser das Profil befüllt ist, desto eher wirst du für deine Keywords gefunden.
Ein attraktives Unternehmensprofil will ordentlich genutzt werden: Beiträge, mit denen offene Stellen vorgestellt oder die Unternehmenskultur nach außen getragen werden, gehören in jeden LinkedIn-Redaktionsplan. Dabei solltest du aber nicht nur kommentarlos den Link zu einem Job posten. Was für das persönliche Profil und Beiträge dort gilt, gilt ebenso für das Unternehmensprofil. Humor ist erlaubt, Beiträge müssen vor allem aber deutlich Ausdruck der Unternehmenskultur sein. Ist der Umgang intern locker? Geht es um Leistung und Tradition? Achte auf die entsprechende Tonalität.
Es gibt eine Reihe von verschiedenen Themen und Beitragsformaten, die fürs Personalmarketing und Employer Branding auf LinkedIn geeignet sind:
- Offene Position vorstellen und bewerben
- Von Teamevents oder anderen Veranstaltungen berichten
- Fotos vom Büro oder aus Homeoffice-Arbeitsplätzen zeigen
- Benefits und Perks vorstellen
- Stories von Angestellten: Etwa „Vom Azubi zur Führungskraft“ oder „Quereinstieg ins Marketing bei der Wollmilchsau GmbH“
- Flexible Arbeitszeiten darstellen
- Einblicke in die Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen geben
- Trends aus der Branche und den wichtigsten Berufsfeldern
- Professionell produzierte Videos
- Kurze Videos über den Arbeitsalltag in einem Fachbereich
Brauchst du weitere Ideen oder einen Redaktionsplan für dein Recruiting? ChatGPT kann dir dabei helfen!
Beiträge von Unternehmen werden nicht so breit ausgespielt werden wie Posts von persönlichen Profilen. Es ist daher wichtig, dass möglichst viele Menschen deinem Unternehmen folgen. Es gibt eine Einladungsfunktion, um deine Kontakte zum Folgen der Company Page zu bewegen. Dabei solltest du darauf achten, dass es eine gewisse inhaltliche Schnittmenge zwischen dem Unternehmen und der eingeladenen Person gibt. Du brauchst niemanden aus dem Einkauf zum Folgen einladen, wenn du in einem reinen Digitalunternehmen arbeitest, in dem es gar keinen Einkauf gibt. Arbeitest du in einer Werbeagentur, dann darfst du aber alle Kontakte aus dieser Branche einladen.
Ein anderer Weg, um die Reichweite der Company Page zu erhöhen, ist eine clevere Kommentierungsstrategie. Du kannst mit dem Unternehmensprofil Beiträge liken und kommentieren. Scanne den Feed regelmäßig nach spannenden Beiträgen aus deiner Branche und schreibe einen Kommentar, der inhaltlich wertvoll ist, Insights aus deinem Unternehmen teilt oder den originalen Post humorvoll ergänzt. So kannst du das Unternehmen in deiner Zielgruppe bekannt machen und tauchst immer wieder im Feed potenzieller Kandidat:innen auf – perfekt, um sie nach einiger Zeit anzusprechen und für Jobs zu begeistern.
Active Sourcing mit LinkedIn Recruiter und Recruiter Lite
LinkedIn bietet dir integrierte Lösungen fürs Active Sourcing: den LinkedIn Recruiter und Recruiter Lite. Die Unterschiede sind schnell erklärt: Der Recruiter ist eine Lösung für Recruiting-Teams, die Active Sourcing auf LinkedIn betreiben und kollaborativ an Projekten arbeiten. Das Tool kostet pro Jahr etwa 10.000 Euro.
Die kleinere Lösung heißt Recruiter Lite. Dieses Tool ist geeignet für Unternehmen, in denen sich nur eine Person mit Active Sourcing beschäftigt. Viele Freelancer greifen auch auf diese Lösung zurück. Der große Vorteil ist der Preis: Der Recruiter Lite kostet nur etwa 1.400 Euro pro Jahr. Für Unternehmen wiegt aber ein Nachteil besonders schwer: Diese Lösung ist an ein persönliches LinkedIn-Profil geknüpft. Sollte diese Person das Unternehmen verlassen, gehen auch Projekte und gespeicherte Talente verloren. Kollaboration ist damit nicht möglich. Und natürlich stellt sich auch die Frage nach der Abrechnung, weil die Bezahlung nur per Kreditkarte funktioniert und sich die Lizenz jährlich automatisch verlängert.
In den Grundfunktionen sind die beiden Lösungen nicht wirklich verschieden. Zwar bietet der Recruiter mehr Nachrichten pro Monat und ein paar zusätzliche Filterfunktionen. In der täglichen Arbeit fallen diese Extras aber nicht ins Gewicht.
Talentsuchen werden als Projekte gespeichert und verwaltet. Dort kannst du während deiner Suche passende Profile speichern und hast so immer den Überblick. Beim Recruiter Lite arbeitest du allein an Projekten – bei der teureren Variante kannst du hingegen auswählen, welche Personen Zugriff auf die Projekte haben und so die kollaborative Arbeit an einer offenen Stelle ermöglichen.
Die Suchmaske sieht ähnlich aus wie beim XING TalentManager. Du hast die Möglichkeit, einen Such-String einzugeben und im gesamten Profil nach den Keywords zu suchen. Alternativ kannst du die Keywords auch auf bestimmte Profilbereiche begrenzen und zum Beispiel nur nach passenden Jobtiteln, Branchen, Orten oder Unternehmen suchen.
Active Sourcing ohne LinkedIn Recruiter Seat
Wer weniger Zeit fürs Active Sourcing aufwendet, muss nicht unbedingt in den großen LinkedIn Recruiter investieren. Selbst der Recruiter Lite bietet nur wenige Extra-Funktionen, die sich nicht für alle lohnen. Active Sourcing funktioniert aber auch ohne Recruiter oder Recruiter Lite. Die Suche von LinkedIn bietet dir bereits Möglichkeiten, um gezielt passende Profile zu finden. Verschiedene Filteroptionen helfen beim Eingrenzen, die gewohnte Boolesche Suche funktioniert auch dort. Mit einem Basis-Profil wirst du allerdings auf Einschränkungen treffen.
Pro Monat sind etwa 1.000 Suchergebnisse inklusive, darüber hinaus könnte LinkedIn das Anzeigen weiterer Suchergebnisse und Profile beschränken. Wie viel du tatsächlich sourcen kannst, hängt allerdings auch von deiner Aktivität und Netzwerkgröße ab. Je größer dein Netzwerk, desto besser wirst du sourcen können. Solltest du das Limit erreicht haben, geht die Suche über Google weiter. Profile, die du über die X-Ray-Suche bei Google entdeckst, kannst du natürlich weiterhin auf LinkedIn aufrufen und ihnen eine Kontaktanfrage schicken.
Mit einem Basis-Profil kannst du keine Nachrichten an Personen schicken, mit denen du nicht bereits vernetzt bist. Im ersten Schritt musst du daher eine Kontaktanfrage versenden und darauf warten, dass sie angenommen wird, bevor du auf LinkedIn Active Sourcing Nachrichten verschicken kannst.
Es gibt Erfahrungsberichte darüber, dass Kontaktanfragen ohne Text häufiger angenommen werden. Du kannst die Kontaktanfrage jedoch auch schon nutzen, um auf eine konkrete Stelle aufmerksam zu machen. Probiere beides aus und nutze das, was besser für dich funktioniert.
Social Media Recruiting auf LinkedIn: Best Practice Beispiele
Es gibt Anlässe, zu denen man ganz hervorragend Content produzieren kann. Weihnachten, Ostern, Valentinstag, der 1. April. Im Mai 2023 wurde König Charles in London gekrönt. Das hat der Versandhändler Otto zum Anlass genommen, um einen witzigen Post auf LinkedIn zu teilen.
Bei diesem organischen Beitrag stimmte einfach alles: Timing, Witz, ein kleiner sympathischer Seitenhieb auf die Monarchie, die clevere Verbindung zum Recruiting. Belohnt wurde der Post mit fast 10.000 Likes, 150 Kommentaren und 150 Shares. Der Post dürfte an die 150.000 Impressions generiert haben. Und bei einer realistischen Click-Through-Rate von 3 bis 5 Prozent haben etwa 5.000 Menschen die verlinkte Karriereseite besucht. Die gleiche Reichweite hätte Otto mit Paid Ads mindestens 25.000 Euro gekostet. Damit liefert das Unternehmen ein absolutes Best Practice-Beispiel für Personalmarketing auf LinkedIn.
Es ist nicht einfach, einen viralen Post zu kreieren. Schon gar nicht über die Company Page. Dafür braucht es Geschwindigkeit, Fingerspitzengefühl, Humor, ein optimales Verständnis von Zielgruppe und Plattform und viele Versuche, bis es tatsächlich klappt. Insofern ist dieses Beispiel von Otto nur bedingt geeignet zur Nachahmung.
Ein Beispiel, das näher an der Recruiting-Realität ist, hat Nils Greinert, Head of Marketing bei GAMBIT, geliefert. Dort waren sie nämlich auf der Suche nach einer Person fürs Office Management. Was liegt da näher, als die eigene Reichweite auf LinkedIn zu nutzen und dem Recruiting einen kleinen Schub zu geben? In seinem Post zur offenen Stelle hat Nils viel richtig gemacht und konnte so etwa 160 Likes, 50 Kommentare und einige Reposts generieren. Meine Erfahrung sagt mir, dass etwa 20.000 Personen diesen Post im Feed gesehen haben könnten.
Der Post ist eigentlich unscheinbar, aber einige Dinge darin richtig gut: Text-Bild-Post mit einem echten, sympathischen Foto vom Team. Benefits, Anforderungen und Aufgaben auf den Punkt kommuniziert. Gutes Content Design: Kurze Absätze, einige Emojis zur Auflockerung des Textes. Der Post hat schnell Engagement generiert – das gefällt dem LinkedIn Algorithmus. Der Link zur Stellenanzeige wurde von einer Kollegin in die Kommentare gepostet. Natürlich braucht es ein großes Netzwerk, am besten mit Personen aus der Zielgruppe. Einen Beitrag zu formulieren, der Reichweite erzielt, ist dann aber gar nicht so schwierig.
So bitte nicht: Bad Practice Beispiele
Ich finde seit jeher, dass man aus Fehlern am besten lernen kann. Nicht nur aus den eigenen, sondern auch aus den Schnitzern anderer. Deswegen folgen nun einige Posts, deren Aufwand sicherlich nicht besonders groß und deren Erfolg wahrscheinlich noch geringer war, als die investierte Zeit.
Kein Wunder, dass dieser Post kein Like oder Kommentar bekommen hat. Leser:innen werden zwar verstehen, dass es um ein Jobangebot geht. Aber für welchen Job? Warum sollte ich mich damit beschäftigen? Was kann mir das Unternehmen bieten? Was sind die Aufgaben und Anforderungen? Nicht mal der Jobtitel wird hier verraten. Der Autor hätte sich die Zeit sparen können – leider kein guter Post. Um das zu erkennen, muss man kein Profi sein.
Bei diesem Post erfahren die Leser:innen zwar den Jobtitel: Junior Customer Success Manager. Damit ist eine grobe Einordnung möglich, immerhin gibt’s Customer Success typischerweise nur im Bereich der B2B-Software. Der Post hat aber ähnlich wenig Aussagekraft wie der vorherige. Keine Benefits, keine Vorstellung des Unternehmens oder Teams – keine Anreize, sich genauer mit dem Job auseinanderzusetzen.
So geht’s besser: Wenn du einen Job auf LinkedIn (oder einer anderen Social-Media-Plattform) bewerben möchtest, bring