“Stellenbörsen haben keine lange Zukunft mehr”, schreibt Stefan Scheller in seinem aktuellen Blogpost. Er sieht KI als zentralen Treiber des Umbruchs in der Jobsuche.
Der sichtbarste Aspekt dieses Wandels ist für mich die Veränderung unseres Suchverhaltens: Wir stehen mitten in der Ablösung der Keyword-Suche durch KI-gestützte Suchsysteme.
Die leise Aktivierung der Google KI-Suche (seit ca. Mitte Oktober 2025 auch in Deutschland verfügbar) als eigenständige Suchoption in der Google-Oberfläche ist wohl der bisher größte Push für die Veränderung unseres Suchverhaltens. Google macht die KI-Suche zum “Mainstream” bzw. fängt nun ernsthaft damit an. Suchen mit ChatGPT ist doch immer noch etwas für die Pioniere unter uns. Etwas, das ein paar mehr Klicks und ein wenig Umgewöhnung erfordert – unbequem. Wenn die KI-Suche allerdings so nah wie die gewöhnliche Google-Suche ist, gibt es kein Zurück. Wir werden sie auf kurz oder lang nutzen. Weil das Suchen mit natürlicher Sprache einfach so viel bequemer ist.
Wann genau wir alle umsteigen und wie die Zukunft der Jobbörsen sich dadurch verändert, ist aus meiner Sicht heute gar nicht so relevant und auch schwer vorherzusagen. Wir können und sollten uns allerdings aktiv mit der Veränderung beschäftigen. Wie funktioniert die Google KI-Suche für die Jobsuche heute? Ich habe zwei kleine Experimente gemacht.
1. Experiment: Aktive Jobsuche mit einer Frage
Ich starte die Suche mir der Formulierung: “Ich suche einen Job als PHP Entwickler in Hamburg. Bitte finde für mich passende Angebote mit einem überdurchschnittlichen Gehalt.”
Es fällt direkt auf, dass sich die Ergebnisdarstellung deutlich von der klassischen Suche unterscheidet. Das Modell reagiert zunächst auf meine Ergänzung hinsichtlich des Gehalts, was ich persönlich als eine hilfreiche Unterstützung empfinde. Im zweiten Schritt erhalte ich eine relativ kleine Auswahl von Seiten, die für mein Anliegen infrage kommen.
Über die Links in der rechten Sidebar kann ich direkt zu den entsprechenden Plattformen gelangen. Nicht alle Links führen zu Jobs. Manche führen zu Seiten mit Gehaltsbenchmarks. Aber im Großen und Ganzen finde ich schnell einige PHP Jobs aus Hamburg.
Mein Eindruck bis hierhin ist, dass die Google KI-Suche “versucht”, mein Anliegen zielgenau zu lösen. Gleichzeitig wird die Menge an Optionen reduziert. Ich kann mich nicht durch Hunderte von Ergebnissen durchklicken, wie im Fall der klassischen Suche. Google schlägt mir Plattformen vor, die sehr wahrscheinlich genug PHP Jobs im Bestand haben, um mein recht allgemein gefasstes Anliegen zu erfüllen.
Versetzen wir uns in Jobsuchende, die mit dem Prozess der Jobsuche eher überfordert sind, ist das eine angenehme Vorgehensweise. Das Problem der 1.000 Jobbörsen und 10.000 Unternehmensseiten stellt sich hier nicht. Das Modell entscheidet für uns, was mit hoher Wahrscheinlichkeit hilfreich für uns ist. Der Wunsch, uns wirklich zu helfen, geht hier so weit, dass „Google for Jobs” seltsamerweise als Option ausgelassen wird. Ich habe das Modell nach dem Grund gefragt. 😊
An dieser Stelle muss ich zwangsläufig daran denken, dass Stefans These vom Ende der Jobbörsen einen Haken hat. Ohne kuratierten Content, auf den eine (KI-) Suchmaschine einen Nutzer (von mir aus auch einen AI-Apply Agent) verweisen kann, gibt es kein zufriedenstellendes Nutzererlebnis. Diese Arbeit muss zukünftig auch jemand machen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Post.
2. Experiment: Suche auf Basis eines Lebenslaufs
Ich gehe nun einen Schritt weiter und möchte, dass die Google KI-Suche die Jobsuche anhand meines fiktiven Lebenslaufs vornimmt. Den Lebenslauf habe ich mit ChatGPT erstellt (Hier einzusehen).
Die Google KI-Suche scheint den Kern meines Lebenslaufs erfasst zu haben und versucht, mir eine Auswahl an Stellen mit der entsprechender Skill-Nachfrage anzubieten. Interessant ist, dass mir dabei einige ganz konkrete Stelle z. B. von Louis in Hamburg angeboten werden. Leider fehlt eine direkte, zielsichere Verlinkung zu den Unternehmen – außer zu Louis, der oben in der Sidebar zu finden ist. Ein Bug?
Zusätzlich erhalte ich wieder eine Liste mit größeren Plattformen in der Sidebar. Beim Klick auf die Links erhält man eine passende Vorauswahl – in diesem Fall PHP Laravel Jobs. Das ist ziemlich praktisch.
Mein Fazit hier ist ähnlich wie oben. Die KI-Suche hat für mich das Denken und Suchen zu großen Teilen übernommen. Ich kann also eine recht präzise Jobsuche einleiten, ohne mir als Jobsuchender im Vorfeld viele Gedanken machen zu müssen. Das ist praktisch. Ein Nachteil könnte sein, dass ich nicht alle Optionen erfassen kann. In der klassischen Suche stehen mir theoretisch alle verfügbaren Angebote offen. Ich muss sie halt nur aktiv finden. Die KI-Suche schränkt die Optionen ein, erleichtert jedoch den Einstieg.
Nach diesem sehr kurzen Test würde ich eher auf den Trend zur Einfachheit setzen. Denn die Verfügbarkeit der vielen Optionen in der klassischen Websuche wird nach meiner Erfahrung von den meisten Jobsuchenden als hemmend wahrgenommen. Die Zukunft der Jobsuche hat in der Tat begonnen.
In diesem Kontext setze ich aktuell nicht auf das Sterben der Jobbörsen als spezialisierte Content-Plattformen. Mein kleiner Test hat allerdings ergeben, dass kurzfristig einiges an Arbeit z. B. hinsichtlich der Strukturierung der Seiten ansteht. Wenn eine KI-Suche auf eine /jobs/laravel-hamburg/ URL (Plus evtl. noch mit Wunschgehaltsrange) verweisen können soll, muss ja diese Möglichkeit von der Jobbörse technisch gewährleistet werden können. Spannend ist auch die Frage, wie Karrierewebseiten gestaltet sein müssen, um eine Chance auf einen Platz in den Ergebnissen der KI-Suche zu haben. Dazu aber später mehr!