Bevölkerungsstudie

Bevölkerungsstudie: So entwickelt sich der Arbeitsmarkt bis 2040

Wie entwickelt sich unsere Bevölkerung in den nächsten Jahren? Wie viele Menschen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung? Und wie verteilt sich die Bevölkerung auf die Bundesländer? Mit diesen wichtigen und zukunftsweisenden Fragen hat sich die Bertelsmann Stiftung befasst. Die umfassende Bevölkerungsstudie „Wegweiser Kommunen“, die im April 2024 veröffentlicht wurde, geht davon aus, dass sich die deutsche Bevölkerung positiv entwickelt – wenn auch nur geringfügig. Im Jahr 2040 sollen rund 0,6 Prozent mehr Menschen in der Bundesrepublik leben.

Ostdeutschlands Bevölkerung schrumpft

Die alternde Gesellschaft

Strategien gegen den demografischen Wandel

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Ostdeutschlands Bevölkerung schrumpft

Allerdings fällt diese Entwicklung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich aus: Während die meisten Länder mit einem Zuwachs rechnen können, sieht es besonders für den Osten schlecht aus. In Sachsen-Anhalt nimmt die Zahl der Einwohner:innen laut Bevölkerungsstudie um 12,3 Prozent ab, Thüringen verliert 10,9 Prozent seiner Bevölkerung. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Zahl um 7,3 Prozent zurückgehen und Sachsens Bürger:innen schrumpfen um 5,7 Prozent. Verluste muss auch das Saarland hinnehmen – hier wird ein Bevölkerungsrückgang von 5,3 Prozent prognostiziert. Zu den Gewinnern zählen Berlin (+ 5,8 Prozent), Baden-Württemberg (+ 4,6 Prozent), Bayern (4,4 Prozent) und Hamburg (+ 3,5 Prozent).

Bevölkerungsstudie: Entwicklung in den einzelnen Bundesländern.

Grafik: Bertelsmann Stiftung

Auf kommunaler Ebene trotzen einige Städte den Tendenzen. Mit 14,7 Prozent Zuwachs bis 2040 legt Leipzig den weitaus größten Sprung hin. Potsdam liegt mit prognostizierten 11,3 Prozent Wachstum ebenfalls im Spitzenfeld. Auch für Bayerns Kreise und kreisfreie Städte wie Mühldorf am Inn, Bamberg, Kelheim und Dachau wird ein Wachstum von mehr als 10 Prozent erwartet.

Die alternde Gesellschaft

Bedeutender als die regionalen Veränderungen wird in den nächsten Jahrzehnten allerdings die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft sein. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf die Anzahl der potenziellen Arbeitskräfte, auf unser Rentensystem und den Pflegebedarf – und damit auch auf den Arbeitsmarkt. Die Autor:innen der Bevölkerungsstudie gehen davon aus, dass sich der Anteil der Menschen über 65 Jahre von knapp 22 Prozent auf fast 28 Prozent erhöht. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 54 Prozent auf 48 Prozent.

Bevölkerungsstudie: Demografischer Wandel bis 2040

Die Alterung zeigt sich auch an der Entwicklung des Mittelwerts, der die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte teilt. Bis zum Jahr 2040 nimmt dieser bundesweit um 1,2 Jahre zu. Die regionalen Unterschiede zeigen sich auch hier: Während das Medianalter in Hamburg und Berlin bei etwa 43 Jahren liegt, kommen die östlichen Bundesländer auf einen Mittelwert von etwa 53 Jahren. Dieses Phänomen spiegelt sich auch auf Kreisebene wider. Die Kommunen mit der ältesten Bevölkerung liegen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Der thüringische Landkreis Greiz schafft es auf einen Spitzenschnitt von 57,3 Jahren. Zu den jüngsten Kommunen werden hingegen Heidelberg, Darmstadt und Osnabrück zählen – allesamt bekannte Hochschulstandorte.

„Bei allen regionalen Unterschieden zeigt sich die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft in fast allen Kommunen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Ralph Heck, in einer Mitteilung. Diese Entwicklung wird den bereits bestehenden Fachkräftemangel noch verstärken und zusammen mit wachsenden oder schrumpfenden Bevölkerungszahlen die kommunalen Infrastrukturen unter Druck setzen. Um die daraus entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, brauche es gezielte Strategien, so Heck.

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Strategien gegen den demografischen Wandel

Drei Faktoren beeinflussen, wie sich unsere Bevölkerung in den nächsten Jahren entwickelt: Geburten, Sterbefälle und Zuwanderung. Aufhalten lässt sich der demografische Wandel nicht, so viel ist klar. Doch es gibt einige Ansatzpunkte, wie er beeinflusst werden könnte.

Familienfreundliche Maßnahmen

Eine naheliegende Idee ist die Steigerung der seit Jahren rückläufigen Geburtenrate. Im Jahr 2022 lag diese bei 1,46 – langfristig müsste sie laut Angabe der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) jedoch 2,1 betragen, um den Bevölkerungsbestand zu erhalten. Natürlich ist die Entscheidung für oder gegen die Familiengründung eine persönliche – doch staatliche Maßnahmen können einen Einfluss darauf haben. Darunter fallen etwa Kindergeld, Elterngeld, Wohnraum, Beratungsangebote sowie die Infrastruktur von Kitas, Schulen und Spielplätzen.

Vor allem aber sollte der Arbeitsmarkt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. In einigen Ländern zeigten sich bereits Erfolge durch eine verbesserte öffentliche Infrastruktur für Kinderbetreuung und Ganztagsschulen. Unternehmen können ihren Teil zu einer familienfreundlichen Unternehmenskultur beitragen und Mitarbeiter:innen mit Kindern über die gesetzlichen Bestimmungen und staatlichen Förderungen hinaus unterstützen. Betriebe, die flexible Arbeitszeitmodelle, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und klare Richtlinien zur Work-Life-Balance implementieren, sichern sich zudem einen Wettbewerbsvorteil im Recruiting und der Bindung ihrer Mitarbeiter:innen.

Zuwanderung als Chance

Eines der großen Probleme unserer Zeit, der Fachkräftemangel, hängt eng mit dem demografischen Wandel zusammen. Bereits jetzt sind mehr als 500.000 Stellen unbesetzt, wie Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen. Die Personalgewinnung für Engpass- und Mangelberufe wird für Unternehmen zunehmend zur Herausforderung. Deshalb ist die Einwanderung von Fachkräften dringend notwendig. Doch Migration dämpft nicht nur direkt den Bevölkerungsrückgang, sondern verlangsamt auch die Alterung der Gesellschaft. Wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, ist die deutsche Bevölkerung mit Migrationshintergrund deutlich jünger: Das Durchschnittsalter lag 2022 bei 36 Jahren, während die Deutschen ohne Migrationshintergrund im Schnitt 47 Jahre alt waren.

Zuwanderung ist jedoch nur ein Teil der Lösung für die mit dem demografischen Wandel verbundenen Probleme. Da bis 2030 jährlich etwa 350.000 Menschen mehr in Rente gehen als Nachwuchsarbeitskräfte dazukommen, müsste eine sehr hohe Zahl an Fachkräften angeworben werden, heißt es dazu von der bpb. Zuwanderung könne den Fachkräftemangel zwar kurzfristig reduzieren, bringe aber gleichzeitig neue Herausforderungen in Bezug auf die Integration mit sich.

Unternehmen müssen reagieren

Die Auswirkungen des demografischen Wandels zeigen sich bereits jetzt auf dem Arbeitsmarkt und werden es künftig nur noch stärker tun. Bis zum Jahr 2060 wird die Anzahl erwerbsfähiger Personen von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen, wie das IAB prognostiziert. „Weder die steigenden Erwerbsquoten noch die Zuwanderung können sie in unserer Projektion ausgleichen“, macht Studienautor Enzo Weber deutlich. Die Folge: Auch in Unternehmen ändern sich die Altersstrukturen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Betriebe jetzt umdenken.

Im Mittelpunkt sollte die Gesundheit der Mitarbeiter:innen stehen. Eine gute Arbeitsatmosphäre, Stressvermeidung, Anreize zum lebenslangen Lernen und Wertschätzung tragen dazu bei, die Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten. Eine altersgerechte Arbeitsgestaltung und flexible Arbeitszeitmodelle, die sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren, verhindern Überlastung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Wissenstransfer. Mentoring-Programme sind eine gute Möglichkeit, wie ältere Mitarbeiter:innen ihr Wissen an jüngere, weniger erfahrene Kolleg:innen weitergeben können.

Der Trend zur Mehrgenerationenbelegschaft macht außerdem neue Sichtweisen im Personalmanagement unumgänglich: Statt sich auf die Defizite des Alterns zu fokussieren, sollte es eher um die Betrachtung der spezifischen Stärken gehen, die jede Altersgruppe mitbringt. Diese Kompetenzen intelligent einzusetzen und Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Altersgruppen im Unternehmen gezielt zu fördern, ist eine Aufgabe, die das Talent Management in den nächsten Jahren priorisieren sollte. Denn am Ende ist Wandel immer eine Chance – auch dann, wenn es um den demografischen Wandel geht.

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